CT-unterstützte Infiltrationen.
Nacken- bzw. Rückenschmerzen, verursacht durch Abnützungen an den Bandscheiben, der kleinen Wirbelgelenke der Wirbelsäule und den Kreuz-Darmbeingelenken sowie Verengungen der Nervenaustrittskanäle oder des Rückenmarkkanals, sind in unserer Bevölkerung weit verbreitet. Die CT-gezielte Schmerztherapie erlaubt durch die Schnittbildkontrolle die exakte Applikation eines Medikamentengemisches an den schmerzverursachenden Herd, wodurch Schmerzzustände beseitigt bzw. gelindert werden können. Üblicherweise wird ein Lokalanästhetikum (Schmerzmittel) gemischt mit einem entzündungshemmenden Medikament (meist Steroid) und je nach Bedarf auch Kontrastmittel verabreicht. Die Dosierung der Medikamente wird auf Grund der gezielten lokalen Einbringung sehr niedrig gehalten, wodurch systemische Nebenwirkungen üblicherweise vermieden werden. Der Eingriff dauert durchschnittlich 10-15 Minuten, danach werden Sie noch für knapp 30-60 Minuten in unserem Institut überwacht und können anschließend nach Hause gehen, wobei der Heimtransport durch eine Begleitperson erfolgen sollte. Nachfolgende schwere körperliche Tätigkeiten sollten am Tag der Intervention vermieden werden.
Wann ist diese Art von Therapie sinnvoll?
Immer dann, wenn durch eine medikamentöse oder physikalische Therapie keine zufriedenstellende Linderung der Schmerzen erreicht werden konnte. Es dürfen keine permanenten motorischen Ausfälle oder Störungen der Kontinenz bestehen. Die häufigsten Ursachen sind Nervenwurzelkompressionssyndrome an der unteren Hals- und Lendenwirbelsäule, Facettenarthrosen (degenerative und teils entzündliche Veränderungen der kleinen Wirbelgelenke) und Blockaden des Kreuz-Darmbeingelenks (ISG).
Die unterschiedlichen Techniken im Überblick:
Periradikuläre Blockade:
Bei der selektiven Nervenblockade werden Patient:innen je nach Lokalisation der schmerzverursachenden Nervenwurzel in Bauchlage am CT-Untersuchungstisch gelagert, bei schmerzbedingten Lagerungsproblemen kann auch eine Seitenlage gewählt werden. Es wird zu Beginn eine Übersichtsaufnahme des zu behandelnden Wirbelsäulenabschnitts angefertigt. Anschließend wird anhand der Bildgebung der ideale Eintrittspunkt und die Trajektorie der Punktionsnadel bestimmt und am Patienten angezeichnet. Es folgen sterile Reinigung der Region und die Platzierung der Nadel sowie eine neuerliche CT-Kontrolle zur Bestätigung einer regulären Nadelposition unmittelbar neben der schmerzverursachenden Nervenwurzel. Nun kann die Applikation des Medikamentengemisches durchgeführt werden.
Periradikuläre Infiltrationstechnik
Epiduralblockade:
Bei Beschwerden verursacht durch eine Enge des Wirbelkanals oder bei beidseitigen ausstrahlenden Beschwerden (Claudicatio spinalis) wird unter CT-Kontrolle das Schmerzmittelgemisch in den Epiduralraum (direkt im Wirbelkanal) appliziert. Nach Erstellung einer Übersichtsaufnahme des zu behandelnden Wirbelsäulenabschnitts wird anhand der Bildgebung der ideale Eintrittspunkt und die Trajektorie der Punktionsnadel bestimmt und am Patienten angezeichnet. Es folgen sterile Reinigung der Region und die Platzierung der Nadel sowie eine neuerliche CT-Kontrolle zur Bestätigung einer regulären Nadelposition zentral im Rückenmarkskanal jedoch außerhalb des Rückenmarksschlauchs selbst, sodass die Applikation des entzündungshemmenden Medikaments durchgeführt werden kann.
Epidurale Infiltrationstechnik
Intrathekale Applikation:
Bei Beschwerden in Folge einer massiven Enge des Wirbelkanals ohne bildgebend mögliche Abgrenzung des Epiduralraums wird unter CT-Kontrolle das entzündungshemmende Medikament direkt in den Rückenmarksschlauch verabreicht. Anhand einer Übersichtsaufnahme des zu behandelnden Wirbelsäulenabschnitts wird der ideale Eintrittspunkt und die Trajektorie der Punktionsnadel bestimmt und am Patienten angezeichnet. Es folgen sterile Reinigung der Region und die Platzierung der Nadel sowie eine neuerliche CT-Kontrolle zur Bestätigung einer regulären Nadelposition im Rückenmarksschlauch und die Applikation des entzündungshemmenden Medikaments kann erfolgen. Um ein sogenanntes Postpunktionssyndrom (Liquorunterdrucksyndrom) durch postinterventionellen Verlust von Rückenmarksflüssigkeit, welches in seltenen Fällen inzidentell auftreten kann, zu vermeiden, erfordert diese Art der Anwendung eine 60-minütige Ruhephase im Anschluss und strikte körperliche Schonung für 48 Stunden ab Infiltration.
Intrathekale Infiltrationstechnik
Facettengelenksinfiltration:
Patient:innen werden je nach Lokalisation in Bauchlage am CT-Untersuchungstisch gelagert, bei schmerzbedingten Lagerungsproblemen kann auch eine Seitenlage gewählt werden. Es wird zu Beginn eine Übersichtsaufnahme des zu behandelnden Wirbelsäulenabschnitts angefertigt. Anschließend wird anhand der Bildgebung der ideale Eintrittspunkt und die Trajektorie der Punktionsnadel bestimmt und am Patienten angezeichnet. Es folgen sterile Reinigung der Region und die Platzierung der Nadel sowie eine neuerliche CT-Kontrolle zur Bestätigung einer regulären Nadelposition unmittelbar neben dem versorgenden Nerv der Wirbelgelenke und der Gelenkskapsel. Es folgt die Applikation des Medikamentengemisches.
Technik der Facetteninfiltration
ISG Infiltration:
Patient:innen werden ebenfalls in Bauchlage am CT-Untersuchungstisch gelagert. Es wird zu Beginn eine Übersichtsaufnahme des zu behandelnden Gelenks, einseitig oder beidseitig, angefertigt. Anschließend wird anhand der Bildgebung der ideale Eintrittspunkt und die Trajektorie der Punktionsnadel bestimmt und am Patienten angezeichnet. Es folgen sterile Reinigung der Region und die Platzierung der Nadel sowie eine neuerliche CT-Kontrolle zur Bestätigung einer regulären Nadelposition Gelenksfurche des Kreuz-Darmbeingelenks. Es folgt die Applikation des Medikamentengemisches.
Technik der ISG-Infiltration
Nebenwirkungen und Komplikationen
1. Die lokale Verabreichung der entzündungs- bzw. schmerzhemmenden Medikamente kann zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel, Gesichtsschwellung, Blutzuckerschwankungen und vorübergehender Gefühlsstörung bis hin zu vorübergehender Lähmung der Muskulatur in der betroffenen Region führen. Bei epiduralen Blockaden kann es in seltenen Fällen zu einer beidseitigen Gefühlsstörung sowie einer kurzfristigen Inkontinenz kommen.
2. Infektionen, Blutergüsse oder stärkere Blutungen der Einstichstelle bzw. entlang des Stichkanals sind ebenfalls sehr selten. Blutverdünnende Medikamente können dieses Risiko erhöhen. Bitte informieren Sie Ihren Behandler umgehend, wenn Sie solche Medikamente einnehmen. Unter Umständen muss die Einnahme dieser Wirkstoffe 24h oder länger vor der Intervention pausiert oder ersetzt werden (Beispiele dieser Medikamente sind Xarelto, Pradaxa, Eliquis, Plavix, Clopidogrel, Marcumar, Sintrom, Lixianan, Thrombo-Ass, Herz-Ass etc.). Genauere Informationen holen Sie bitte bei Ihrem zuweisenden Arzt oder Behandler ein!
3. Das Postpunktionssyndrom (PPS) ist eine häufige Komplikation, die nach einer Punktion oder Nadelinjektion in den Spinalkanal auftreten kann, insbesondere nach einer Lumbalpunktion oder einer epiduralen Injektion. Es handelt sich um ein Schmerzsyndrom, das in der Regel innerhalb von Stunden bis Tagen nach dem Eingriff auftritt. Das Leitsymptom des Postpunktionssyndroms sind Kopfschmerzen, welche häufig im Sitzen oder Stehen auftreten und im Liegen abnehmen können. Nackensteifigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Sehstörungen oder Lichtempfindlichkeit und/oder Schmerzen im Rücken oder in den Beinen können zusätzlich auftreten, sind jedoch selten. Das Postpunktionssyndrom entsteht in der Regel durch das Austreten von Liquor cerebrospinalis (CSF) aus dem Spinalkanal infolge der Punktion. Die Behandlung des Postpunktion Syndroms umfasst Maßnahmen wie Flüssigkeitszufuhr, Bettruhe, Schmerzmittel (nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) oder andere), Koffein (Cola, Kaffee, Koffeintabletten). Prognostisch sind die meisten Fälle des Postpunktion Syndroms selbstlimitiert und bessern sich innerhalb von wenigen Stunden, Tagen bis Wochen. In seltenen Fällen können die Symptome persistieren, und eine medizinische Intervention kann erforderlich sein. In schweren Fällen, die auf konservative Maßnahmen nicht ansprechen, kann eine epidurale Blutpatch-Technik angewendet werden, bei der eigenes Blut des Patienten in den Epiduralraum injiziert wird, um den Liquorverlust auszugleichen und die Symptome zu lindern.
Es ist wichtig, dass Patienten, die nach einer Punktion Symptome eines Postpunktion Syndroms erleben, umgehend ihren Arzt informieren, um eine geeignete Behandlung zu erhalten.